Erste Zertifikate an Interkulturelle Lotsinnen und Lotsen überreicht!
21 Teilnehmende wurden seit November 2018 als Brückenbauer/innen ausgebildet
Die ersten Zertifikate für interkulturelle Lotsinnen und Lotsen konnten am Sonntag, 24. März im Rahmen des Modellprojekts „Konzepte, Methoden und Instrumente interkulturellen Lernens in Verbänden
und Vereinen“ in der Evangelischen Akademie Bad Boll überreicht werden. In den bisherigen drei Abschlussmodulen haben seit November 2018 insgesamt 21 Teilnehmende von NABU (Naturschutzbund
Baden-Württemberg) und Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) das gemeinsame Schulungsprogramm erfolgreich abgeschlossen, weitere Seminare stehen im Herbst an.
Eine gesunde Gesellschaft ist dynamisch und selbstbewusst. Das Nebeneinander verschiedener Traditionen und Wertvorstellungen bereichert sie, stellt sie aber auch vor Herausforderungen. Die enorme Migration der vergangenen Jahre stellt uns alle vor die Aufgabe, Geflüchtete und Migranten in hiesige Aktivitäten und Strukturen miteinzubeziehen. Eine Grundvoraussetzung für ein wohlwollendes Miteinander und für die Akzeptanz von bestehenden Regeln und Ordnungsvorstellungen ist die Bereitschaft zum interkulturellen Lernen auf beiden Seiten.
Hier setzt das Programm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ des Bundesinnenministeriums an, das von der Bundeszentrale für politische Bildung koordiniert wird. Darin erproben bundesweit knapp 20 Modellprojekte innerhalb von zwei Jahren die Einbettung interkultureller Kompetenzen in Hilfsorganisationen, Wohlfahrts-, Sport- und Naturschutzverbände. Gemeinsam mit der evangelischen Akademie Bad Boll Akademie und der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) beteiligt sich der NABU Gäu-Nordschwarzwald in Vertretung für den NABU Landesverband Baden-Württemberg an diesem Programm. Es handelt sich dabei um das einzige Modellprojekt in Verbindung mit einem Naturschutzverband.
Über ihre vereinssatzungsgemäßen Aufgaben, vor allem aber in ihrer täglichen Arbeit begegnen die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden beider Verbände vermehrt Migranten. Das
Modellprojekt will ihnen Hilfestellung leisten, indem ausgewählte Multiplikatoren zu „interkulturellen Lotsen“ ausgebildet werden. Sie sollen bei NABU und JUH für eine nachhaltige Verankerung
interkultureller Kompetenzen sorgen und ihre Kollegen und Kolleginnen für den Alltag rüsten: Welche kulturellen Besonderheiten sollte ich berücksichtigen, wenn ich Jugendliche aus dem Arabischen
Raum beim Pflegeeinsatz mitbeteiligen möchte? Welche Vorstellungen haben wir von der Rolle von Angehörigen, von Frauen und Männern, von Menschen mit Behinderungen? Wie kann ich dazu beitragen,
dass Nachhaltigkeit selbstverständlich zu unserer Lebensweise hinzugehört? Wie lassen sich Geflüchtete am besten in die Ortsgruppenarbeit integrieren? Wie gelingt Gemeinschaft, ohne die eigene
kulturelle Identität aufzugeben, wie können wir von unseren Unterschieden profitieren? Was können JUH und NABU voneinander lernen?
Auf diesen kulturellen Lernprozess werden die Teilnehmer modular vorbereitet: Auf ein Basismodul folgen eine begleitete Anwendungsphase und ein
reflektierendes Abschlussmodul.
Das Nebeneinander verschiedener Traditionen und Wertvorstellungen als Herausforderung und Bereicherung: Wie können Geflüchtete und Migranten an hiesigen Aktivitäten und Strukturen teilhaben und zu ihrem Gelingen beitragen?
Mit unserem Projekt wollen wir bei Johannitern und NABU die Kultursensibilität erhöhen. Entscheidende Faktoren sind für uns: Interkultur als Aufgabe erkennen, Vielfalt als Chance begreifen und ihr Potenzial nutzen; sensibel handeln, Grenzen respektieren und Barrieren überwinden; dabei aber auch Konflikte als Herausforderung annehmen und Zivilcourage zeigen.
Hierfür werden NABUs und Johanniter geschult. Als Multiplikatoren können sie in ihrem Verband Ansprechpartner sein und Impulse für eine Stärkung interkultureller Kompetenzen setzen.
Beide Verbände brauchen Nachwuchs und neue Ideen! Wir wollen Menschen begeistern, sich zu engagieren. Das gilt in besonderem Maße auch für mögliche Aktive mit Migrationshintergrund.
Was bedeutet überhaupt Naturschutz? Welchen Sinn hat nachhaltiges Handeln? Hier gilt es nicht nur NeubürgerInnen für ökologische Werte zu sensibilisieren, sondern auch Verbandsabläufe und Verfahrensweisen zu optimieren.
NABU und Johanniter-Unfall-Hilfe leisten wertvolle Arbeit für unsere Gesellschaft. Synergien nutzen bedeutet, sich gegenseitig positiv wertzuschätzen und voneinander zu lernen. Neue Netzwerke werden entstehen, neue Freundschaften, neue Aktionen und Projekte.
Viele Geflüchtete kommen aus einem Kulturraum, der evtl. durch eine andere Einstellung der Natur gegenüber geprägt ist, als wir sie haben. Achtung vor dem Leben und der Artenvielfalt sind häufig nicht deckend mit unseren Werten. Verständnis zu wecken für die Notwendigkeit z. B. der ‚Landschaftspflege‘ oder des ‚speziellen Artenschutzes‘ hat für uns eine hohe Bedeutung.
Bewusster Umgang mit Ressourcen, regionale und saisonale Lebensmittel (er-)kennen, – für Neubürger/-innen oft unverständlich, da sie in ihrem bisherigen Leben evtl. nicht mit dem Thema konfrontiert wurden. Verständnis zu erzeugen und Zusammenhänge zu verdeutlichen, die das eigene Handeln reflektierbar machen, ist uns wichtig.
Durch bewusst gestalteten Kontakt zu Geflüchteten können einzelne zur Mitarbeit aktiviert werden – z. B. in der Landschaftspflege. Mit den erlangten ‚interkulturellen Kompetenzen‘ können organisatorische Probleme früh erkannt und effektiv gelöst werden.
Das Projekt richtet sich an alle Ehren-, neben- und hauptamtliche Mitarbeiter von JUH und NABU, die in ihren Verbänden als Multiplikatoren fungieren können. Interesse an fremden Kulturen und auch Bereitschaft, diese näher kennenzulernen, ist der Schlüssel zur Motivation.
Durch das Projekt werden mehrere identische zweieinhalbitägige Basismodule (jeweils von Fr. Abend bis Sonntag) und eintägige Abschlussmodule (Samstags) angeboten. Die Kosten für die Module inklusive Übernachtungen und Verpflegung werden vom Projekt übernommen.
Das letzte Basismodul des Projektes:
Die Reflexionsseminare:
werden demnächst bekannt gegeben!
Tagungssekretariat der Akademie in Bad Boll unter: 07164 79-402.
Der Internetauftritt der ev. Akademie zum Projekt bietet weitere Infos.
Haben Sie Interesse an unserem Projekt? Arbeiten Sie bereits mit Menschen, die aus anderen Kulturkreisen zu uns kamen? Gerne hören wir von Ihren Erfahrungen und berichten Ihnen den aktuellen Stand unseres Projektes.
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf!